"Erinnern kann nicht ungeschehen machen, aber die Wiederholungs-Wahrscheinlichkeit verringern."

Michaela Vidlakova überlebte den Holocaust und spricht als Zeitzeugin vor den Jugendlichen der Nibelungen-Realschule.

Geboren in Prag, musste Frau Vidlakova schon sehr früh (im Alter von 6 Jahren) die Stadt mit ihrer Familie verlassen. 1942 wurden sie nach Theresienstadt deportiert, weil die Familie Juden waren. Dies stellte jedoch nur den Höhepunkt der Ausgrenzung in dem noch jungen Leben dar, wie sie den Neuntklässlern im Rahmen ihres Berichtes erklärte. Schon 1939, als die Tschechoslowakei von den Deutschen besetzt wurde, änderte sich schlagartig das Verhalten der Mitmenschen gegenüber der jüdischen Bevölkerung Prags. Ihre früheren Klassenkameraden und Freundinnen sprachen plötzlich nicht mehr mit ihr, wechselten die Straßenseite bei zufälligen Begegnungen, warfen grundlos Steine nach jüdisch Gläubigen. In der ganzen Tschechoslowakei, nun Protektorat Böhmen und Mähren, änderte sich das Verhalten gegenüber den Juden in Misstrauen und Ausgrenzung.

So berichtet sie weiter von der traurigen, ausweglosen Situation in Theresienstadt, einem Ghetto in einer ehemaligen Garnisonsstadt. Der Frage, ob sich die Jugendlichen ein Leben ohne Handy, Notebook oder Fernseher vorstellen könnten, schloss sie die Bemerkung an, dass sie damals alles hätten abgeben müssen. Ein Spielzeughund und eine Dynamo-Taschenlampe konnte Frau Vidlakova als ihre „Schätze“ mit ins Lager nehmen. Nahezu alle anderen persönlichen Gegenstände mussten zurückgelassen werden.

Mit viel Glück konnte Frau Michaela Vidlakova das Lager Theresienstadt und den Nationalsozialismus überleben. Sie blieb dann in Prag und hält bis heute an der wichtigen Entscheidung fest, ihre Erlebnisse den jungen Menschen als Zeitzeugin mitzuteilen. So liefert sie auch das passende Schlusswort für die Jugendlichen der Klassen 9.1, 9.2 und 9.3 unserer Schule über den Grund ihrer Vortragsreisen: "Erinnern kann nicht ungeschehen machen, aber die Wiederholungswahrscheinlichkeit verringern. (Friedrich Schorlemmer)" (MH)